Flock – Der bessere Social Media Browser?

Nachdem ich in den letzten Wochen Rockmelt ausgiebig getestet habe, ist nun mit Flock der zweite Social Media Browser einem Mud Check unterzogen worden.
Hinter dem Browser Flock steht die gleichnamige Firma, die seit 2005 existiert. Ursprünglich basierte Flock auf dem beliebten Firefox Browser von Mozilla (Flock 1.0 entspricht in etwa Firefox 2.0).
Die aktuelle Version von Flock ist systemübergreifend 3.5 und läutet einen Paradigmenwechsel ein. Erstmals arbeitet nicht mehr Firefox unter der Haube sondern das von Google geförderte Chromium Project. Damit sind die Ausgangsvoraussetzungen für Flock und Rockmelt gleich.

Nun also zum Test von Flock:
Nach dem Installationsprozess der ohne Schwierigkeiten durchlief, erwartet Flock, analog zu Rockmelt, die Zustimmung zu erweiterten Rechten, im speziellen Zugriff auf Username und Passwort der verschiedenen sozialen Netzwerke. Darüber hinaus muss man sich zwingend einen Flock Account anlegen, sonst nimmt der Browser die Arbeit nicht auf.
Beim ersten Testlauf kam es hier auch zum ersten Flaschenhals: Nachdem ich mir einen Flock – Account angelegt hatte, konnte ich mich nicht anmelden. Auch das Zusenden eines Alternativpassworts schlug fehl. Dass diese Mail bis heute nicht angekommen ist, lässt übles vermuten, wenn man sein Passwort wirklich einmal vergessen habe sollte.
Nichtsdestotrotz funktionierte das initial gesetzte Passwort samt Usernamen einen Tag später und der Flock Test konnte doch noch stattfinden.
Bevor der Test dann aber wirklich losgehen konnte, verlangte Flock nach einer Aktualisierung, welche im Vergleich mit Rockmelt oder Chrome eher umständlich anmutet. Auf einem Extra – Tab wird ein entsprechender Download – Link präsentiert und anhand von Screenshots erklärt, wie man selbiges installiert. Zumindest auf dem Mac müssen hierfür alle bestehenden Instanzen von Flock geschlossen werden und quasi eine Neuinstallation vorgenommen werden, die die bestehende überschreibt.
Dies ist nicht nur umständlich, sondern auch hochgradig nervig da danach alle Rechte, die Flock bisher eingeräumt wurden, z.B. Zugriff auf den Schlüsselbund bei Mac OS X,wieder von neuem vergeben werden müssen. Hier hat der Konkurrent Rockmelt eindeutig die Nase vorn, Updates werden on the Fly eingespielt, die enervierende Rechtevergabe entfällt.
Der Fairness halber sei erwähnt, dass man Flock einen Persilschein ausstellen kann, der Flock jetzt und in Zukunft alle Rechte und Zugriffe einräumt, die nur möglich sind. Aber ganz ehrlich, wer möchte so etwas?
Im normalen Surfverhalten lassen sich keine Unterschiede zwischen Rockmelt und Flock feststellen, Flock selber gibt die Geschwindigkeit als minimal langsamer als die von Chrome an und ignoriert in der Auflistung den Social Media Aspiranten. Das Flock Layout orientiert sich deutlich an Chrome und nutzt das Universalfeld und nicht wie Rockmelt auf ein separates Suchfeld. Entsprechend werden auch AdWords angezeigt.

Kommen wir zu den Punkten, die Flock von anderen Browsern abheben soll, die Social Media Fähigkeit.
Wo Rockmelt „Edges“ nutzt setzt Flock auf eine Sidebar an der rechten Bildschirmseite. Hier werden alle Tweets, Statusupdates und auf Wunsch auch RSS Feeds angezeigt. Flock verfolgt dabei das Konzept von sog. Channels. Diese erlauben Nutzer der verschiedenen Netzwerke, denen man folgt bzw. mit denen man befreundet ist, zu gruppieren. Die Channels können dabei frei konfiguriert werden.
Eine nette Idee, die auch Intensivnutzern die Möglichkeit geben sollte den Überblick über ihre Kontakte zu behalten. Leider hat sich hier in Flock ein Bug eingeschlichen. Die Anstupser bzw Pokes auf Facebook werden zwar richtig in der Statusbar angezeigt, klickt man aber auf den entsprechenden Link wird versucht eine nicht existierende Facebook Seite aufzurufen. Mit der Zielsetzung der Platzhirsch auf dem Social Browser Markt zu sein, ein Fehler der so nicht hätte passieren dürfen. Schön ist hingegen die Implementierung eines URL Shorteners, der die in der Zwischenablage befindliche URL automatisch zurechtstutzt.
Ob man will oder nicht, durch die Nutzung von Flock bzw. dem Zwang zum Anlegen eines Flock – Accounts ist man gleichzeitig Mitglied in dem Flock – eigenen sozialen Netzwerk. Unter flock.com/Nutzername kann das jeweilige Profil aufgerufen werden. Auf dem Profil können Bookmarks und Surfhistorie sowie Tweets und Facebook – Stati abgelegt werden. Dankenswerterweise ist das Profil standardmäßig auf privat gestellt.
So gut wie jeder, ob er nur nach Feierabend surft oder den ganzen Tag im Browser arbeitet hat, hat eine kleinere oder größere Sammlung an Browser Extensions, die er nicht missen möchte. Auf der Flock Seite selber stehen die Zeichen für Extensions noch ganz auf Firefox. Die Flock eigenen Extensions kommen auf die beeindruckende Zahl von zwei, native Firefox Extensions sollten größtenteils laufen. Kontrollieren kann ich dies nicht, da die aktuelle Version von Flock auf Chromebasis arbeitet. Flock eigene Extensions, die die Version 3.5 unterstützen, sucht man noch vergebens. Zumindest die von mir getesteten Chrome Extensions ließen sich ohne Probleme installieren und benutzen.

Ein abschließendes Fazit gestaltet sich schwer. Ein sehr nerviger Update – Prozess steht einer aufgeräumten Sidebar gegenüber, die mehr Übersichtlichkeit bietet als die Rockmelt Edges. Zudem sind die Flock Channels eine nette Idee, die helfen die Informationsflut zu strukturieren.
Mit dem Zwang sich ein Flock Profil anzulegen, auf dem persönliche Daten veröffentlicht werden, wenn man unaufmerksam klickt, sind meiner Meinung nach ein No Go. Gerade sensible Daten wie die Surfhistorie haben nirgends außerhalb der eigenen Festplatte etwas verloren.
Von der Performance gibt es keine großen Unterschiede, beide Browser punkten durch Geschwindigkeit, haben aber andere Macken, die nach persönlichem Gusto mehr oder weniger stören.
Wollte ich dauerhaft zu einem Social Media Browser wechseln, würde ich mich wohl für Rockmelt entscheiden. Trotz des Beta – Status macht Rockmelt einen fertigeren Eindruck und ist auch optisch ansprechender, als der in Pastelltönen gehaltene und etwas altbacken wirkende Flock.
Wer sich selbst einen Eindruck von Rockmelt machen möchte und nicht auf mehr oder weniger dubiose Download Seiten ausweichen möchte, kann sich bei Der Morast melden. Rockmelt hat uns nochmals sieben Invites zur Verfügung gestellt.