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Open Source Planetarium: Stellarium

StellariumEs muss nicht immer Google sein. Auch wenn der Suchmaschinenbetreiber mit Google Sky eine beeindruckende Webanwendung für alle Sternengucker geschaffen hat, die vor allem durch die Einbindung der Hubble Showcase Bilder überzeugt, gibt es Alternativen.

Eine quelloffene Alternative, mit viele Funktionen ist z.B. Stellarium. Man sollte sich nicht von den niedrigen Versionsnummern täuschen lassen, Stellarium ist ein ausgereiftes Stück Software und für Windows, Unix und Mac Os X erhältlich.

Welche Funktionen bietet Stellarium?
Das Astronomieprogramm Stellarium bietet in seinem Standardkatalog über 600000 Sterne und kann Zusatzkataloge mit weitere 210 Millionen Sternen einbinden.

Die Grundfunktion ist denkbar einfach: Beim Start gibt man seinen Standort ein, default ist Paris, und bekommt den Sternenhimmel über seinem gewählten Ausgangsort angezeigt. Zeit und Datum lassen sich dabei frei wählen. Verschiedene Filter eröffnen einen neuen Blick auf den Sternenhimmel, so lassen sich z.B. Zoomfaktor (Fernglas, Sternwarte) oder Lichtverschmutzung einbeziehen. Auch verschiedene Himmelsereignisse lassen sich simulieren, von Meteoritenschauern bis zur totalen Sonnenfinsternis ist alles dabei.

Ein wirkliches Highlight ist die quasi fotorealistische Simulation des Sonnenauf- und untergangs. Auf jeden Fall einen Blick wert.Stellarium Sternenhimmel

Astrologiebegeisterte können über beliebige Sternenhimmel einen Layer mit mythologischen Informationen (u.a. westlicher, chinesischer, alt-ägyptischer, polynesischer Kulturkreis) legen und sich so die verschiedenen Sternenbilder und ihre Deutung näher bringen lassen.
Auch gibt es die Möglichkeit zu verschiedenen Planeten zu springen. Auf dem Mars finden sich nicht nur Spuren der Mars-Rover, auch die Sonde selber kann begutachtet werden.
Was Stellarium von Anwendungen wie Google Sky unterscheidet, ist die Möglichkeit auch im professionellen Umfeld genutzt zu werden. So gibt es die Möglichkeit die Bilder von Stellarium auf verschiedenen Wegen auszugeben: Von stereoskopischen Bildern bis zur Fischaugenprojektion oder einer gesonderten Ausgabe für die Projektion auf Kuppeln, wie sie in einem Planetarium üblich sind reicht die Bandbreite.
Stellarium Sternenbilder

Bei dieser Bilderflut etwas verwunderlich: Besitzer von Monitoren oder Laptops mit großem Display/ Widescreen schauen in die Röhre. Wer die volle Breite seines Bildschirm nutzen möchte greift zu einem Texteditor der Wahl und öffnet die config.ini.
Die Werte für screen_w und screen_h definieren die Breite und Höhe der Bildschirmausgabe.

LibreOffice 3.3 – Frei im Sinne von Freiheit

Oracle hat sich in letzter Zeit nicht viele Freunde gemacht. Durch eine sehr von Firmeninteressen geprägte Auslegung des Begriffs Open Source schaffte es der Software – Gigant in kürzester Zeit zwei der größten und produktivsten Open Source Communities gegen sich aufzubringen.
Zum einen die Java Entwickler: Die eigentümliche Lizenzierung der Test Compatibility Kits (TCKs) sah eher nach dem Versuch aus freie Java – Implementierungen wie Apache Harmony zu vereiteln, als nach einem Bekenntnis zu Open Source. Im Folgenden stieg die Apache Foundation aus der Java Standardisierung aus.
Ähnlich verhielt es sich mit OpenOffice. Oracle konnte oder wollte sich nicht zu der Zukunft der „Marke“ OpenOffice äußern. Eher leise zog man Entwickler von Open- bzw. StarOffice ab und lies diese gerüchtweise an „Cloud Office“ arbeiten. Der letztendliche Bruch passierte im September letzten Jahres auf der OpenOffice Konferenz, auf der Oracle Verantwortliche jede Auskunft verweigerten. Die Lage spitzte sich zu und führte dazu, dass sich die führenden ehrenamtlichen Entwickler (in Deutschland an die 30) sich von OpenOffice zurückzogen und die Document Foundation gründeten.
Die Document Foundation wird dabei von Ländern wie Brasilien und Russland unterstützt, die ein Interesse an wirklich freien Dokumentenformaten haben. Dass man auch ohne Oracle im Hintergrund handlungsfähig ist, beweist die Document Foundation nun, indem die 3.3 Version von LibreOffice tatsächlich vor dem Oracle – gestützten OpenOffice 3.3 erscheint. Ganz ohne große Firmen im Hintergrund funktioniert LibreOffice aber auch nicht, Google, Red Hat, Novell und Ubuntu stellen hauptamtliche Programmierer ab.

Doch was kann LibreOffice 3.3, auf welche Features kann man sich freuen?
Der Download für Intel Macs schlägt mit 180MB für den Installer und nochmals knapp 15MB für die deutschen Sprachdatein zu Buche. Die Installation läuft Mac-typisch problemlos durch.
Im direkten Vergleich startet LibreOffice etwas zügiger als OpenOffice, dabei läuft LibreOffice natürlich auch komplett in Java und bringt damit ggf. die selben Performance – Probleme mit sich, an denen OpenOffice schon auf schwächeren Rechnern krankte.
Die optischen Unterschiede halten sich in Grenzen, genauer gesagt sind sie kaum festzustellen.
Werfen wir also einen Blick unter die Haube.

LibreOffice bietet die Möglichkeit reine XML – Dateien zu verarbeiten, ein Feature dass bestimmt viele Freunde finden wird. Import und Speicher – Funktionen wurden überarbeitet und verhalten sich inteligenter, so werden im Speicherdialog nur noch wirklich sinnige Formate angezeigt. Eine stark nachgefragte Funktion, schon zu OpenOffice Zeiten, war die Möglichkeit auch unveränderte Dokumente abzuspeichern. Dies ist jetzt in LibreOffice möglich.
LibreOffice Calc wurde um sinnvolle Tastenkombinationen erweitert, z.B. um durch die Vorschläge des Auto-Vervollständigen zu schalten. Auch wurde der Datenimport aus Excel und verschiedenen Datenbanken beschleunigt. Der Übersichtlichkeit halbe werden bei der Weitergabe von geschützten Tabellen Menüpunkte, die zur Bearbeitung dienen, ausgeblendet.
Tabellenfetischisten werden sich über die Heraufsetzung der maximal möglichen Tabellenzeilen auf eine Million sicher freuen. Let there be Spreadsheets!
Writer bietet endlich (endlich!) eine bessere Verwaltung von Titelseiten. Meiner Meinung nach eine der nervigsten Funktionen in OpenOffice, die mich in den letzten Jahren an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Wenn in einer der nächsten Versionen eine ebenso komfortable Verwaltung von Seitenlayouts hinzukommt, bin ich wunschlos glücklich.
OpenOffice hatte immer schon den Ruf als „Allesfresser“, beherrschte die freie Bürösuite so ziemlich jedes Format. LibreOffice ergänzt nun noch einen Import – Dialog für Lotus Word Pro und sollte so auch im Geschäftsbereich nochmals attraktiver werden.
Benutzer von Netbooks oder Notebooks die Linux – getrieben sind, wird freuen dass die Standardausgabe von Impress auf Linuxsystemen auf Laptop umgestellt wurde. Genauso erhalten die Versionen von LibreOffice, die mit Distributionen ausgeliefert werden endlich den Schnellstarter.
Base bietet nun eine bessere Unterstützung für Primärschlüssel, die manuell vergeben wurden. Eine sehr sinnvolle Erweiterung, war die Primärschlüsselvergabe in der Vergangenheit doch sehr hakelig.
In allen LibreOffice Programmteilen steht eine erweiterte Rechtschreibprüfung, die auf Thesaurus basiert, zur Verfügung. So ändert die Autokorrektur die Groß- und Kleinschreibung nicht mehr eigenmächtig.
Menschen die einem MINT – Studium oder Beruf nachgehen, können mit Math nun endlich auch Formeln mit richtig gesetzten Klammern präsentieren und direkt mit Standarteinstellungen nur die Formeln drucken.
Weitere Änderungen, sei es die Einbettung neuer Fonts für PDFs oder neue Möglichkeiten der Achsenbeschriftung (Hierarchien), würden den Rahmen dieses Artikels mehr als sprengen. Ich kann nur jedem empfehlen sich selbst ein Bild von LibreOffice zu machen. OpenOffice war schon eine sehr gute und zu proprietärer Software voll konkurrenzfähige Bürosuite. Durch die Arbeit der Document Foundation ist nun zusätzlich sichergestellt, dass die Software und damit auch Dokumentenformate wirklich frei bleiben. Frei wie in Freiheit – und nicht wie es gerade in das Portfolio eines einzelnen Konzerns passt.
LibreOffice 3.3 ist als Download für alle gängigen Betriebssysteme erhältlich.