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Quo vadis Ubuntu?

Im Lager der Linux – Distribution Ubuntu bleibt momentan kein Stein auf dem anderen. Kurz nach dem Release von Ubuntu 10.10 gab Ubuntu – Mäzen Marc Shuttleworth auf der Ubuntu Developer Summit bekannt, mit dem kommenden Release 11.04 Natty Narwhal werde Ubuntu komplett von Gnome auf Unity wechseln.
Unity wurde ursprünglich für die kleinen Displays von Netbooks geschaffen und soll nun in angepasster Form den Sprung auf Desktop Computer schaffen. Auf der Summit wurde als Begründung die Verzögerungen rund um Gnome 3.0 genannt. Verfolgt man in den letzten Wochen verschiedene Äußerungen, sowohl aus dem Canonical – Lager als auch aus der Gnome – Ecke, wird deutlich wie tiefverwurzelt die Differenzen zu sein scheinen.
Canonical will auf Gedeih und Verderb globale Menüs durchsetzen, die in der Nutzergemeinde alles andere als euphorisch betrachtet und demnach auch von Gnome abgelehnt werden. Der neue Gnome Fenstermanager Mutter stößt dagegen im Hause Ubuntu auf wenig Liebe, zu langsam, nicht performant genug lies man verlauten und verwies auf Compiz, den Unity – Fenstermanager.
Shuttleworth selbst äußerte Bedauern darüber, dass die Gnome Entwickler Zeitgeist nicht mehr Aufmerksamkeit im Gnome – Konzept einräumen. Shuttleworth hält das Speichern von Dateien in Verzeichnissen für zu fehleranfällig und nicht mehr zeitgemäß. Zeitgeist soll hier neue Wege eröffnen und Daten anhand von Aktivitäten verwalten und aufbereiten. Für Ubuntu soll Zeitgeist in Verbindung mit einer Suchroutine die klassische Dateiverwaltung ablösen.
Auch wenn Shuttleworth schnell zurückruderte und bestätigte, dass die Gnome Shell jederzeit aus den Paketquellen nachinstalliert werden kann, nahm die Ubuntu Gemeinde die Äußerungen mit, höflich formuliert, gemischten Gefühlen auf. Seitdem will der Begriff „Fork“ nicht mehr aus den Diskussionen verschwinden.
Abseits der teilweise polemisch geführten Debatte um Unity und Gnome, hat Canonical eine Liste der Programme veröffentlicht, die in Ubuntu 11.04 beinhaltet sein werden.
Nach dem spektakulären Fork von Open Office und Libre Office wird letzteres sehr wahrscheinlich im Natty Narwhal enthalten sein. Auf Grund der nicht zueinander passenden Release Zyklen und Problemen mit der Integration in das Global Menü wird Google Chrome nicht der neue Standardbrowser von Ubuntu, sondern der Firefox in Version 4.
Die Entscheidung ein weiteres Produkt der Mozilla Foundation in Ubuntu einzubauen wurde vertagt: Thunderbird wird Evolution nicht ersetzen, da es noch Probleme mit der exchange Unterstützung und der Integration in das App – Menü gibt.
Banshee soll Rythmbox ersetzen, sofern es möglich ist, Banshee so zu verkleinern dass es mit auf die Distributions – CD passt.
Das Gnome Wörtebuch wird ersatzlos gestrichen, hinzu kommt dafür Oneconf. Oneconf speichert Software – Informationen und synchronisiert diese mit anderen Computern über die Ubuntu One Cloud.
Stichwort Ubuntu One: Über die Cloud soll es auch möglich sein Anwendungen, die man über den Software – Manager erwerben kann, zwischen verschiedenen Systemen abzugleichen.
Zusätzlich zu den Software – Änderungen, wurde der Release – Zyklus von Ubuntu abgeändert:

Ubuntu Release Zyklus

    2. Dezember, 2010 – Alpha 1 release
    3. Dezember, 2011 – Alpha 2 release
    3 März, 2011 – Alpha 3 release
    31. März 2011 – Beta release
    21. April, 2011 – Release Candidate
    28. April, 2011 – Final Release Ubuntu 11.04

Für Mutige gibt es hier Iso – Dateien der pre-alpha Daily Builds, die nicht auf einem Produktivsystem eingesetzt werden sollten.
Wer seine bestehende Installation von Ubuntu 10.10 aus Repositories updaten möchte geht wie folgt vor, nachdem Fremdquellen deaktiviert sind:

sudo sed -i 's/maverick/natty/g' /etc/apt/sources.list

sudo apt-get update && sudo apt-get dist-upgrade

Hat alles geklappt, sorgt ein
$ cat /etc/lsb-release
für folgende Anzeige:
DISTRIB_ID=Ubuntu
DISTRIB_RELEASE=11.04
DISTRIB_CODENAME=natty
DISTRIB_DESCRIPTION="Ubuntu natty (development branch)"

Die Entwicklung rund um Ubuntu wird bis April nächsten Jahres bestimmt spannend zu verfolgen sein. Auch wenn Canonical einen eigenen Weg mit Unity geht, sollte man Ubuntu als solches eine Chance geben. Wer möchte, wird die heißgeliebte Gnome – Shell nachinstallieren könne. Ich persönlich rechne, analog zu Kubuntu mit einem Gubuntu oder ähnlichem. Sehr gespannt bin ich auf die Entwicklung rund um Zeitgeist, erste Demonstrationen wecken doch meine Neugier, vielleicht ist es wirklich an der Zeit, im Dateimanagement neue Wege zu beschreiten. Es wäre nicht das erste Paradigma, das in den letzten Jahren gefallen ist.